Options
December 18, 2023
Journal Article
Title
Zur Auswirkung eines Stakings auf die Rechtsposition der Kunden im Falle der Insolvenz des Kryptoverwahrers
Abstract
Für die Vertrauenswürdigkeit von Finanzdienstleistungsinstituten, die das Kryptoverwahrgeschäft nach § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 6 KWG betreiben, ist es essenziell, dass die Kunden ihre verwahrten Kryptowerte in der Insolvenz des Instituts aussondern können. Wäre dies nicht der Fall und würde den Kunden im Fall der Insolvenz des Instituts womöglich ein Totalverlust drohen, würde dies die Attraktivität des Geschäftsmodells der Kryptoverwahrer erheblich beeinträchtigen und voraussichtlich Kunden dazu bewegen, die Verwahrung der eigenen Kryptowerte bzw. kryptographischen Schlüssel ohne Rückgriff auf ein solches Institut selbst zu übernehmen. Demgegenüber löst die Aussicht auf eine Rendite durch das sog. Staking für die Kunden einen Reiz aus. Im Rahmen des Stakings werden die Kryptowerte durch den Inhaber selbst oder seinen Kryptoverwahrer für den Proof-of-Stake-Konsensmechanismus einer Blockchain hinterlegt, wodurch sich fortlaufend weitere Kryptowerte verdienen lassen (sog. Rewards). Von einem einzelnen Kunden lässt sich dies in aller Regel nicht effizient durchführen, sodass diese Aussicht auf ein passives Einkommen für eine Verwahrung durch entsprechende Institute spricht. Es könnte insofern ein Zielkonflikt zwischen Insolvenzschutz und Renditechancen bestehen, d. h. die Aussichten auf eine Rendite könnten sich negativ auf den Schutz der Kunden in der Insolvenz des Kryptoverwahrers auswirken. Der Beitrag untersucht daher, ob und wann ein solcher Einsatz von sammelverwahrten Kryptowerten für den Proof-of-Stake-Konsensmechanismus (Staking) Aussonderungsrechte kraft fremdnütziger Treuhand oder kraft unwiderleglicher Vermutung nach § 46i KWG n. F. tangiert. Die Autoren schlagen eine aus dem BGB abgeleitete "Früchtelösung" vor, mit der das Staking bei vollem Schutz der Kunden in der Insolvenz des Kryptoverwahrers ermöglicht wird.
Author(s)