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2022
Study
Title
Produkt 3.3 - Klimaneutrale Energiesysteme und zukunftsfähige Qualifikationsprofile
Title Supplement
Politische Studie. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im 7. Energieforschungsprogramm
Abstract
Zusammenfassung: Eine erfolgreiche Energiewende erfordert von den Regionen Niederlausitz und Berlin weitere Transformationen. Der Einsatz von neuen Technologien bedingt hierbei den Aufbau neuer Berufszweige. Die Umstrukturierung im Zuge der Energiewende resultiert zwingend in einer Neuausrichtung des Arbeitsmarktes. Diese Studie untersuchte daher aussichtsreiche potenzielle Technologieprofile und die in einem direkten Zusammenhang stehenden Beschäftigungsverhältnisse. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Lausitz durchaus den auf fossilem Brennstoff Kohle beruhenden Charakter ablegen und gegen nachhaltige, den Treibhausgasausstoß mindernde Technologien eintauschen kann. Weiterhin bietet der Arbeitsmarkt mit der bestehenden Verteilung der Qualifizierungen auch die Option, dass verschwindende Beschäftigungen im Kohle-nahen Bereich mit dem Aufbau Technologie-ferner Beschäftigungen im Gesundheitssektor aufgefangen werden können. Dies bedeutet ebenso einen Ausstieg aus der Kohle und bietet vor der Arbeitslosigkeit stehenden Menschen eine Möglichkeit der Weiterbeschäftigung. Die Ergebnisse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die mit einer Transformation des Energiesystems sowie dem nötigen, grundlegenden Wandel der Gesellschaft und Wirtschaft einhergehenden Umwälzungen in der Lausitz wie auch anderswo nicht in Gänze von den bestehenden Beschäftigungsverhältnissen aufgefangen werden können. Derartige systemische Umstrukturierungen müssen Hand in Hand mit einer Neuausrichtung und Neufokussierung von Ausbildungs- und Bildungswegen gehen.
Als Grundlage für die technischen Betrachtungen diente die Abbildung der künftigen Entwicklung des europäischen Strommarktes mittels des Modells SCOPE Path des Fraunhofer IEE. Dabei handelt es sich um ein Kraftwerkseinsatz- und Investitionsmodell, das den Strom-, Wärme- und Verkehrssektor umfasst und den Technologiemix sowie den Anlagenbetrieb gemeinsam kostenoptimiert. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive wurde so ein kostenminimaler Technologiemix bei gleichzeitiger Deckung von Nachfrageprofilen ermittelt. Für die starke Dekarbonisierung der Energiewirtschaft ist bis 2030 knapp eine Verdreifachung der Wind- und PV-Erzeugung gegenüber 2021 notwendig und mehr als das Fünffache der Erzeugung bis zum Jahr 2045. In den kostenoptimalen Zielszenarien erfolgt der Ausbau von Windenergie und PV deutlich stärker und der Kohleausstieg deutlich früher als bislang politisch vorgesehen: So können die Emissionen der Energiewirtschaft bis 2030 gegenüber 1990 etwa halbiert werden (Reduktion um 53 %). Das Szenario zeigt, dass die Kohleverstromung aufgrund der CO2-Bepreisung zunehmend unwirtschaftlich wird, was zu einem vollständigen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 führt. Stellt man die beiden Regionen Berlin und Spree-Neiße direkt gegenüber, werden grundsätzliche Unterschiede in ihren energiespezifischen Charakteristika hinsichtlich Stromerzeugung und -verbrauch deutlich. Die urbane Region Berlin hat im vorliegenden Fraunhofer-Szenario einen deutlich höheren Energieverbrauch und auch eine höhere Energieverbrauchsdichte gegenüber der ländlichen Region Spree-Neiße. Während erzeugungsseitig in Berlin wenig Platz für den Ausbau von Erneuerbaren Energien zur Verfügung steht und die erneuerbare Erzeugung hauptsächlich über PV-Dachanlagen und KWK-Anlagen erreicht wird, kann in Spree-Neiße ein ausgewogener Mix aus Onshore-, Freiflächen-PV und PV-Dachanlagen ausgebaut werden. Dadurch wird im Landkreis Spree-Neiße, anders als in Berlin, bereits im Jahr 2030 wie auch im Szenario-Zieljahr 2045 mehr Strom innerhalb eines Jahres in der Region erzeugt, als im gleichen Zeitraum verbraucht wird. Spree-Neiße könnte demnach auch nach der Umstellung auf Erneuerbare Energien längerfristig Energieexporteur bleiben. Generell zeigt sich in der Niederlausitz eine regionale Spezialisierung der Arbeitskräfte, zum einem auf den Bergbau und damit direkt verbundenen Industrien, zum anderen auf den Bereich der Metallarbeit, Mechanik und Maschinen. In Cottbus lässt sich darüber hinaus ein deutlicher regionaler Vorteil im Gesundheitsbereich gegenüber dem nationalen Durchschnitt erkennen. Im Hinblick auf Tätigkeitswechsel ist nicht nur das Qualifikationsprofil, sondern auch die zukünftige Nachfrage nach Arbeitskräften bedeutend. Die Gesundheits- und Sozialbranche verzeichnet in Spree-Neiße, Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz den stärksten Zuwachs, in Cottbus den zweitstärksten (nach der Kategorie für sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen). Zugleich weist Cottbus einen deutlich höheren Anteil an Gesundheitsberufen auf als der bundesdeutsche Durchschnitt. In Dahme-Spreewald stagniert der Anteil der Gesundheitsberufe auf relativ niedrigem Niveau, was der Nähe zum medizinischen Zentrum Berlin geschuldet sein dürfte. Der urbane Raum Berlin und das umschließende Brandenburg, einschließlich der hier auch untersuchten Region Niederlausitz, sind aufeinander angewiesen. Berlin benötigt in allen Szenarien eine Zufuhr von Energie, die Brandenburg liefern muss. Auf der anderen Seite kann die Region Berlin die Region Niederlausitz zumindest in der nächsten Dekade bei der Umstrukturierung durch die Ausbildung und Umschulung bzw. auch Bereitstellung von Arbeitskräften in Berufszweigen unterstützen, die hinsichtlich der Ergebnisse aus den Szenarien derzeit unterrepräsentiert sind.
Als Grundlage für die technischen Betrachtungen diente die Abbildung der künftigen Entwicklung des europäischen Strommarktes mittels des Modells SCOPE Path des Fraunhofer IEE. Dabei handelt es sich um ein Kraftwerkseinsatz- und Investitionsmodell, das den Strom-, Wärme- und Verkehrssektor umfasst und den Technologiemix sowie den Anlagenbetrieb gemeinsam kostenoptimiert. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive wurde so ein kostenminimaler Technologiemix bei gleichzeitiger Deckung von Nachfrageprofilen ermittelt. Für die starke Dekarbonisierung der Energiewirtschaft ist bis 2030 knapp eine Verdreifachung der Wind- und PV-Erzeugung gegenüber 2021 notwendig und mehr als das Fünffache der Erzeugung bis zum Jahr 2045. In den kostenoptimalen Zielszenarien erfolgt der Ausbau von Windenergie und PV deutlich stärker und der Kohleausstieg deutlich früher als bislang politisch vorgesehen: So können die Emissionen der Energiewirtschaft bis 2030 gegenüber 1990 etwa halbiert werden (Reduktion um 53 %). Das Szenario zeigt, dass die Kohleverstromung aufgrund der CO2-Bepreisung zunehmend unwirtschaftlich wird, was zu einem vollständigen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 führt. Stellt man die beiden Regionen Berlin und Spree-Neiße direkt gegenüber, werden grundsätzliche Unterschiede in ihren energiespezifischen Charakteristika hinsichtlich Stromerzeugung und -verbrauch deutlich. Die urbane Region Berlin hat im vorliegenden Fraunhofer-Szenario einen deutlich höheren Energieverbrauch und auch eine höhere Energieverbrauchsdichte gegenüber der ländlichen Region Spree-Neiße. Während erzeugungsseitig in Berlin wenig Platz für den Ausbau von Erneuerbaren Energien zur Verfügung steht und die erneuerbare Erzeugung hauptsächlich über PV-Dachanlagen und KWK-Anlagen erreicht wird, kann in Spree-Neiße ein ausgewogener Mix aus Onshore-, Freiflächen-PV und PV-Dachanlagen ausgebaut werden. Dadurch wird im Landkreis Spree-Neiße, anders als in Berlin, bereits im Jahr 2030 wie auch im Szenario-Zieljahr 2045 mehr Strom innerhalb eines Jahres in der Region erzeugt, als im gleichen Zeitraum verbraucht wird. Spree-Neiße könnte demnach auch nach der Umstellung auf Erneuerbare Energien längerfristig Energieexporteur bleiben. Generell zeigt sich in der Niederlausitz eine regionale Spezialisierung der Arbeitskräfte, zum einem auf den Bergbau und damit direkt verbundenen Industrien, zum anderen auf den Bereich der Metallarbeit, Mechanik und Maschinen. In Cottbus lässt sich darüber hinaus ein deutlicher regionaler Vorteil im Gesundheitsbereich gegenüber dem nationalen Durchschnitt erkennen. Im Hinblick auf Tätigkeitswechsel ist nicht nur das Qualifikationsprofil, sondern auch die zukünftige Nachfrage nach Arbeitskräften bedeutend. Die Gesundheits- und Sozialbranche verzeichnet in Spree-Neiße, Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz den stärksten Zuwachs, in Cottbus den zweitstärksten (nach der Kategorie für sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen). Zugleich weist Cottbus einen deutlich höheren Anteil an Gesundheitsberufen auf als der bundesdeutsche Durchschnitt. In Dahme-Spreewald stagniert der Anteil der Gesundheitsberufe auf relativ niedrigem Niveau, was der Nähe zum medizinischen Zentrum Berlin geschuldet sein dürfte. Der urbane Raum Berlin und das umschließende Brandenburg, einschließlich der hier auch untersuchten Region Niederlausitz, sind aufeinander angewiesen. Berlin benötigt in allen Szenarien eine Zufuhr von Energie, die Brandenburg liefern muss. Auf der anderen Seite kann die Region Berlin die Region Niederlausitz zumindest in der nächsten Dekade bei der Umstrukturierung durch die Ausbildung und Umschulung bzw. auch Bereitstellung von Arbeitskräften in Berufszweigen unterstützen, die hinsichtlich der Ergebnisse aus den Szenarien derzeit unterrepräsentiert sind.
Author(s)
Project(s)
Energiewende im Sozialen Raum
Funder
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
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German