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2003
Poster
Title
Methylquecksilber-Konzentrationen in Dreikantmuscheln und Miesmuscheln - Schadstoffmessung im Rahmen der Umweltprobenbank des Bundes
Title Supplement
Poster zur Jahrestagung der Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft Deutscher Chemiker, München, 7.-8.10.2003
Abstract
Für die Umweltprobenbank (UPB) des Bundes werden aus ausgewählten terrestrischen, limnischen und marinen Ökosystemen regelmäßig Proben, zu denen auch die Dreikant- und Miesmuscheln zählen, gesammelt, archiviert und auf umweltrelevante Stoffe analysiert. So lassen sich unter anderem Veränderungen der Methylquecksilbergehalte und die daraus resultierenden Veränderungen der Umweltqualität beobachten. Methylquecksilber (MeHg) stellt im Gegensatz zu anorganischem Quecksilber (Hg) ein Nervengift mit chronischer Wirkung dar. Von Meerestieren aufgenommen, kann es so in die menschliche Nahrungskette gelangen. Bei oraler Aufnahme reagiert demnach das Methylquecksilberkation mit der Salzsäure des Magens zu unpolaren Methylquecksilberchlorid und wird dann bevorzugt in den roten Blutkörperchen akkumuliert und somit gleichmäßig über alle Organe verteilt. Bedingt durch seine höhere Lipophilie ist MeHg+ in der Lage Membrangrenzen wie z.B. die Blut-Hirnschranke und die Plazenta zu überschreiten und sich damit bevorzugt im Gehirn und anderem Fettgewebe anzureichern. Ähnlich wie die anorganischen Spezies kann Methylquecksilber über die Thiolgruppen an Proteine binden und so z.B. Enzyme blockieren. Auf dieser Eigenschaft beruht die große Neurotoxizität von Methylquecksilber. Die Miesmuschel steht als Filtrierer an der Basis der marinen Konsumentenkette. Die gute Aufnahme- und Akkumulationsrate für zahlreiche Schadstoffe bei ausreichender Schadstoffresistenz, die sedentäre Lebensweise und damit große Standorttreue, eine ausreichende Verfügbarkeit, die weite Verbreitung und nicht zuletzt die vielfache Nutzung als Nahrung für den Menschen zeichnen die Muschel als geeigneten Bioindikatororganismus aus. Die Dreikantmuschel (Wandermuschel) steht, als Filtrierer von pflanzlichen und tierischen Mikroorganismen, auf der untersten Stufe der limnischen Konsumentenhierarchie. Mit ihrer sedentären Lebensweise in langsam fließenden und stehenden Gewässern ist sie gegenüber gelösten und partikelgebundenen Schadstoffen exponiert und eignet sich für aktives Biomonitoring sowie Toxizitäts- und Wirkungstests. Im Probenahmegebiet Eckwarderhörne (Nordsee) lässt sich ab dem Jahr 1986, in Königshafen (Nordsee) ab 1994 ein abnehmender bzw. gleichbleibender Trend der Methylquecksilberkonzentration erkennen. Dazu sind im Vergleich die Konzentrationen in dem Ostseeprobenahmegebiet (Darßer Ort) niedriger als in der Nordsee, was auf eine geringere Methylquecksilberbelastung in der Ostsee schließen lässt.