Hardwarenahe Technologieerprobung durch erweiterte Tests am Rollenprüfstand

Zur Reduktion der Treibhausgasemissionen ist eine Veränderung des Straßengüterverkehrs notwendig. Dabei spielen, neben der Vermeidung sowie der Verlagerung von Verkehr auf ande-re Verkehrsträger, beispielsweise die Schiene, alternative Antriebe für Nutzfahrzeuge eine ent-scheidende Rolle. Das Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur BMVI 2020) des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur definierte daher 2020 Pfade zur Erprobung und Markteinführung batterieelektri-scher LKW (BEV) im Regional- und Fernverkehr, Brennstoffzellen-LKW (FCEV) sowie Oberlei-tungs-LKW (HO). HO-LKW, die zu den elektrischen Straßensystemen (ERS) zählen, nutzen eine Oberleitungsanlage als externe Energiequelle. Sie sind mit einem Pantographen ausgestattet, der während der Fahrt an eine Oberleitung angekoppelt wird und dem LKW elektrische Energie zur Verfügung stellen kann. Daneben verfügen HO-LKW über einen zweiten Antriebsstrang samt Energiespeicher, um auch auf Strecken ohne Oberleitungsanlage einsatzfähig zu sein. Dieser zweite Antriebsstrang kann entweder elektrisch sein (mit größerer Traktionsbatterie, O-PHEV) oder ein Verbrennungs-motor. In Zukunft sind auch Kombinationen mit einer Brennstoffzelle denkbar (Boltze et al. 2021). HO-LKW werden aktuell auf drei Teststrecken in Deutschland erprobt. Eine davon ist das Pilotprojekt eWayBW in Baden-Württemberg. Die Pilotstrecke verläuft zwischen den Städten Kuppenheim und Gernsbach-Obertsrot im Murgtal auf der B 462 und hat eine Gesamtlänge von rund 18 km, von denen 3,35 km in jeder Fahrtrichtung elektrifiziert sind. Auf der Pilotstre-cke werden Papier und Karton im 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen pro Woche von Papier-herstellern in Obertsrot zu Logistikzentren in Kuppenheim verbracht. Fünf LKW mit Oberlei-tungstechnologie werden auf der Strecke eingesetzt.
Die Erprobung von neuen Technologien im realen Umfeld ist evident, um die Systeme auf ihre Serienreife zu ertüchtigen. Gerade beim eHighway-System sind diese Versuche mit einem hohen initialen Aufwand verbunden, um die notwendige Oberleitungsinfrastruktur aufzubauen. Ein einfacher Aufbau der Oberleitungsinfrastruktur auf einer neuen Strecke ist nicht ohne weiteres möglich. Das Ausschöpfen der Potenziale und der Beitrag des eHighway-Systems zur Dekarbo-nisierung des Straßengüterverkehrs bleibt in der Erprobung stets abhängig von der aufgebau-ten Infrastruktur. Mit dem Ziel, die aktuell verfügbare Generation der Oberleitungs-LKW auch in weiteren Umfeldsituationen erproben zu können, wurden im Projektverlauf Versuche auf einem Rollenprüfstand durchgeführt.