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1986
Journal Article
Title
Frische und Haltbarkeit - ein Gegensatz?
Abstract
Die Lebensmittelindustrie ist im letzten Jahrzehnt mehr und mehr ein Opfer von Gerüchten über "Gift in der Nahrung" geworden. Dabei ist längst nachgewiesen, daß beim heutigen Lebensmittelangebot bei den als notwendig angesehenen Zusatzstoffen und Pflanzenschutzmitteln die vom Gesetzgeber fixierten, äußerst niedrig angesetzten unbedenklichen Grenzen kaum je erreicht werden. Niemals waren Lebensmittel sicherer als heute, wenn man von Gesetzesübertretungen absieht, gegen die man auf keinem Gebiet gefeit ist. Da aber missionierende Behauptungen bei einer wissenschaftlich unkritischen breiten Bevölkerungsschicht auf fruchtbaren Boden zu fallen pflegen und zu vorherrschenden Einstellungen führen, geht dabei das Gefühl der Verhältnismäßigkeit verloren. Jeder aber, der die Dinge mit dem richtigen Augenmaß betrachtet, müßte erkennen, daß ein unvergleichlich höheres Risiko in den durch Überernährung - fallweise gesteigert durch übermäßige Kochsalzaufnahme - hervorgerufenen Herz- und Kreislauferkrankungen besteht. Hierzu addieren sich noch die negativen Auswirkungen von Nikotin- und Alkoholmißbrauch. An nächster Stelle kommen Darmerkrankungen - vorwiegend Salmonellosen - hervorgerufen durch Hygieneverstöße bei der Zubereitung und Zwischenlagerung von Speisen. Die Risiken durch Umweltkontaminanten bei der Ernährung sind vergleichsweise minimal, die durch Zusatzstoffe praktisch Null, weil deren Unbedenklichkeit die Voraussetzung für ihre Zulassung vorstellt. Es erhebt sich der Verdacht, daß der Verbraucher deswegen am falschen Ende auf Verbesserungen drängt, weil die Vermeidung der eigentlichen Gefährdungen auf eine unbequeme Überprüfung der eigenen Bedürfnisnatur hinausläuft.