Prozessorientierte dynamische Materialflussrechnung

Es wurde versucht, das statische Materialflussschema zu dynamisieren, indem die einzelnen Zahlen, die gewöhnlich die Materialflussmengen charakterisieren, durch Prozessbeschreibungen in Form von Ereignisprotokollen oder kontinuierlichen Prozessverläufen ersetzt werden. Die Prozessbilder werden dabei als Operanden in den üblichen Formeln der Materialflussrechnung direkt genutzt und auch durch arithmetische Operationen verknüpft. Die Analyse einer Lieferkette oder des gesamten Netzwerkes kann entweder durch manuelle sequentielle Analyse von einzelnen Ketten oder durch automatische Berechnung und Optimierung von Fluss- und Bestandsmengen aufgrund einer speziellen Beschreibung des Netzwerkes erfolgen. Die erste Möglichkeit wird mit Hilfe eines Beispiels ausführlich dargestellt. Ein Systemplaner oder -analyst erhält mit dem beschriebenen Verfahren die Möglichkeit, mit realen, erwünschten oder berechneten Prozessverläufen unmittelbar zu arbeiten. Dabei können neue Prozessverläufe berechnet werden, ohne dass dafür die Simulation notwendig wird. Zahlreiche Aufgabenstellungen der Analyse von Materialflusssystemen und insbesondere von umfangreichen logistischen Netzwerken können auf dieser neuen Basis gelöst werden. Die auf Prozessbildern basierenden Modelle sind geeignet, in der Welt der Modellierung den Platz zwischen groben Überschlagsrechnungen und feinen Simulationsmodellen einzunehmen. Die Genauigkeit der Darstellung des Originalprozesses ist bei der Arbeit mit den Prozessbildern variabel. Bei diskreten Prozessen können die einzelnen Ereignisse dargestellt werden, wenn das für die weiteren Analyseschritte erforderlich oder zweckmäßig ist. Bei einer relativ großen Anzahl der Ereignisse empfiehlt es sich, den diskreten Prozessverlauf vereinfachend in einen stetigen Verlauf umzuwandeln und geglättet abzulegen, um ihn gegebenenfalls mit den arithmetischen Operationen weiter zu verarbeiten oder grafisch darzustellen.