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1998
Conference Paper
Titel
Klebstoffe auf Basis pflanzlicher Proteine. Perspektiven der physikalisch-chemischen Modifizierung
Abstract
Die bei der Ölsaatenverarbeitung (z.B. aus Raps) anfallenden Extraktionsrückstände (Schrote) finden derzeit Verwendung als hochwertiges Futtermittel. Aufbereitungsverfahren, vor allem die gezielte Isolierung der im Schrot enthaltenen Proteine, schaffen die Basis für eine wertschöpfende Nutzung entölter Saaten. Aufgrund des besonderen Eigenschaftsprofils der Biopolymeren werden Nutzungen in der technischen Chemie, beispielsweise als Bestandteil in Etikettierklebstoffen, angestrebt. Wesentliche Anforderungen an Leime für die Etikettierung von Getränkeflaschen sind: Benetzung auf unterschiedlichen Trägermaterialien (insbesondere Glas und Kunststoff), strukturviskoses Verhalten, Verarbeitungsviskosität und Eiswasserbeständigkeit. Beim Einsatz von Proteinen in Etikettierleimen wird darüber hinaus eine ausreichende Löslichkeit sowie die Vermeidung fester Gelrückstände im Klebstoff gefordert. Die Verfügbarmachung neuer Proteinqualitäten (beispielsweise aus entölter Rapssaat) für die Anwendung setzt den Vergleich des Eigenschaftsprofiles mit etablierten Produkten (z.B. Caseinkleber) voraus. Im Vortrag wird zunächst ein Verfahren zur Gewinnung von Proteinisolaten aus Rapssaat vorgestellt. Die Eigenschaftsbewertung im Hinblick auf eine Verwendung als Etikettierleim erfolgt im Vergleich zu Caseinleimen. Es wird gezeigt, daß die für die Verarbeitung und das Abbindeverhalten wesentliche Viskosität durch physikalisch-chemische Modifizierung den Caseinleimen angepaßt werden kann. Die dafür verantwortlichen Effekte (Löslichkeit, Molekulargewicht, Konformation) werden für ausgewählte Modifizierungsverfahren diskutiert und den Eigenschaften des nativen Rapsproteins sowie der Zielgröße "Caseinleim" gegenübergestellt. Die vorgestellten Entwicklungsergebnisse sind Bestandteil eines durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beauftragten Vorhabens (FKZ 95 NR 101). Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung betreibt im Rahmen der Primärveredelung landwirtschaftlicher Rohstoffe eine scaling-up fähige Pilotanlage zur Produktion von Proteinkonzentraten und Proteinisolaten mit standardisiertem Eigenschaftsprofil (Verarbeitungskapazität bis zu 50 kg/h).