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1986
Journal Article
Titel
Die Entstehung von Plumose-Kluftflaechenmarkierungen und ihre tektonische Interpretation
Abstract
Die in der tektonischen Literatur unter den verschiedensten Nahmen bekannten Kluftflaechenmarkierungen vom Feder- oder Besentyp (Plumose-Strukturen) sind als diagnostisches Hilfsmittel bei der Ansprache von Klueften als das Ergebnis von Scher- bzw. Zugbeanspruchung umstritten. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, auf Grund von Gelaendebeobachtungen und bruchmechanischen Untersuchungen eine Klaerung dieser Frage berbeizufuehren. Das wesentliche Ergebnis der Gelaendeuntersuchungen in einem Aufschluss der Solnhofener Schichten (Malm zeta) und in einem Aufschluss in Muschelkalk ist der Befund, dass die Plumose-Strukturen an eine extrem engstaendige Klueftung gebunden sind, die auf ein offenbar bereits sehr fruehsynsedimentaer bis fruehdiagenetisch - angelegtes Gefuege zurueckzufuehren ist. Das negative Ergebnis von Bruchmechanik-Experimenten an Kalkstein-Proben sowie die absolute phaenomenologische Uebereinstimmung der Plumose-Strukturen mit den Spaltstufen auf Bruchflaechen spaltbare r Kristalle fuehren zu der Modellvorstellung, dass fuer die Entstehung der Plumose-Strukturen allein eine Gesteinsanisotropie vorausgesetzt werden muss. Damit sind diese Kluftflaechenmarkierungen ohne weitere Kriterien nicht diagnostisch, aber geeignet, entsprechende Gefuege nachzuweisen. Als anisotropes Gefuege in den Kalken werden duktil angelegte Gleitflaechen bzw. Gleitbaender erkannt, die als Ebenen reduzierter Bindefestigkeit Wegbereiter fuer den spaeteren Sproedbruch sind. Die Ergebnisse haben Bedeutung fuer die Theorien zur Kluftentstehung und Konsequenzen fuer klufttektonische Analysen. Unter diesen Gesichtspunkten werden Arbeiten anderer Autoren diskutiert, die sich mit den Kluftflaechenmarkierungen vom Plumose-Typ auseinandersetzen.