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2019
Book Article
Title
Multikriterielle Bewertung von Wasserinfrastruktursystemen im Kontext der SDGs
Abstract
Auch wenn in Deutschland 99 % bzw. 97 % der Bevölkerung an die öffentliche Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung angeschlossen sind und eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung als gesichert angesehen werden kann, besteht Handlungsbedarf bzgl. der andauernden Belastung von Oberflächen- und Grundwasser mit anthropogenen Spurenstoffen. Zusätzliche Herausforderungen ergeben sich aus Ressourcenverbrauch und Klimabeeinflussung, die von der Infrastruktur und ihrem Betrieb ausgehen, sowie den Auswirkungen des Klimawandels und den sich abzeichnenden demografischen Veränderungen, die auf die Wirtschaftlichkeit und den Betrieb der Wasserinfrastruktur rückwirken. Offensichtlich kann also eine leistungsfähige (Ab-)Wasserinfrastruktur über SDG 6 hinaus einen Beitrag zur Erreichung von deutlich mehr SDGs leisten. Um diese SDGs zu identifizieren, wurde ein Abgleich mit den Kriterien durchgeführt, die bei der vergleichenden Bewertung alternativer Wasserinfrastrukturen mit dem multikriteriellen Bewertungstool MuBeWis zur Anwendung kommen. Es zeigt sich dabei, dass neben den SDGs 6.1, 6.3, 6.4 und 6.6 vor allem SDG 9.1, der Aufbau einer hochwertigen, verlässlichen, nachhaltigen, widerstandsfähigen und für alle erschwinglichen Infrastruktur, betroffen ist. Daneben kommen Wirkungen der Wasserinfrastruktur auf andere Schutzgüter wie Gesundheit, Ressourcenschonung und Klimaschutz zum Tragen, die mit den SDGs 3.2, 3.3 und 3.9, 2.4, 7.3 und 8.4 sowie 7.2 und 13.2 eigenständige Ziele adressieren. Durch die Anwendung des Bewertungstools MuBeWis kann außerdem eine Aussage darüber getroffen werden, ob die Veränderung der Wasserinfrastruktur zu diesen SDGs jeweils einen positiven oder negativen Beitrag leistet. Auf die Frage, ob die Einführung einer alternativen Wasserinfrastruktur insgesamt zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt, liefert dieses Vorgehen nur dann eine eindeutige Antwort, wenn alle relevanten SDGs entweder auf eine Verbesserung oder eine Verschlechterung hindeuten.