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2007
Report
Titel
Neues Problemverständnis
Titel Supplements
Ergänzung des Modellierungsparadigmas
Abstract
Das Prozesskettenparadigma nach Kuhn [Kuh95, Kuh99] (PK-Paradigma) bildet die Grundlage für Modellierungen logistischer Netze innerhalb des SFB 559. In den ersten beiden Phasen des SFBs hat sich das PK-Paradigma als wissenschaftliche Plattform etabliert. Trotz dieser Leitlinie zeigte sich aber immer wieder, wie schwierig ein ganzheitliches Problemverständnis mit den entsprechenden prozessorientierten Lösungskonzepten und Methoden in Theorie und Praxis zu vermitteln ist. Gerade in der Praxis ist heutzutage noch eine baustein- bzw. strukturorientierte Denkweise vorherrschend. Zur Modellerstellung stehen hierbei vordefinierte Bausteine zur Verfügung, deren Verhaltensmuster vorgegeben und vom Benutzer nur eingeschränkt anpassbar ist. Im SFB 559 hat sich gezeigt, dass oft folgender Gestaltungsweg vorteilhaft ist: Zuerst sollte das dynamische Verhalten in Form von Leistungsobjekten, Systemgrenzen (Systemlasten) und Prozessketten untersucht werden und erst darauf aufbauend Strukturfragen beantwortet werden. Es stellt sich somit die Frage, wie der Modellierer diesbezüglich unterstützt werden kann. Das PK-Paradigma beruht zwar auf einer prozessorientierten Denkweise, die im SFB 559 gemachten Erfahrungen zeigen allerdings, dass es der Erweiterung bedarf, um praktikabler einsetzbar zu sein. Aufgabe der Arbeitsgruppe "Neues Problemverständnis: Ergänzung des Modellierungsparadigmas" war es entsprechende Defizite des PK-Paradigmas zu identifizieren und mögliche Abhilfemaßnahmen vorzuschlagen. Die Aufgabenstellung der Arbeitsgruppe sollte an einem konkreten Anwendungsbeispiel bearbeitet werden. Hierzu stellte das Teilprojekt A11 "Redistributionsnetze" ein Anwendungsbeispiel zur Verfügung, welches bereits in einem anderen Kontext untersucht wurde und für welches detaillierte Fragestellungen existieren. Die Modellierung des vorgegebenen Anwendungsbeispiels wurde unabhängig von zwei Untergruppen durchgeführt, welche unterschiedliche Werkzeuge einsetzten. Zum einen wurde das im SFB 559 eingesetzte Werkzeug ProC/B [BBF+02] verwendet, welches es erlaubt eine Teilmenge des PK-Paradigmas so formalisiert zu beschreiben, dass eine automatisierte Analyse hinsichtlich leistungs- und kostenorientierter Größen möglich ist. Zum anderen kam das Werkzeug OTD-NET zum Einsatz. OTD-NET ist ein Simulationswerkzeug, welches die dynamische Bewertung von internen und unternehmensübergreifenden Prozessen ermöglicht. Der Schwerpunkt liegt in der Simulation von Modellen der Automobilindustrie, welche sich heutzutage durch eine hohe Struktur-, Prozess- und Produktkomplexität auszeichnen, so dass enorme Datenmengen gehandhabt werden müssen. OTD-NET wurde bereits in mehreren, größeren Projekten eingesetzt und ist entsprechend ausgereift. Dieser Bericht ist folgendermaßen aufgebaut: In Kap. 2 und 3 werden die verwendeten Werkzeuge beschrieben. Kap. 4 dokumentiert das Anwendungsbeispiel und stellt die entwickelten Modelle samt erzielten Ergebnissen dar. Kap. 5 bewertet beide Werkzeuge zum einen hinsichtlich ihrer Beschreibungsmöglichkeiten, als auch hinsichtlich der ermittelbaren Ergebnisse, und mündet in Kap. 6 in einer Auseinandersetzung mit den Defiziten der Modellierungsinstrumentarien. Die Bewertung konzentriert sich dabei nicht nur auf die konkreten Funktionalitäten der implementierten Werkzeuge, sondern versucht Defizite und Ergänzungsmöglichkeiten hinsichtlich des Modellierungsparadigmas abzuleiten.
Verlagsort
Dortmund