Options
2018
Journal Article
Title
Eignung und praktische Relevanz kommerzieller Fitness-Tracker bei Langzeitschlafstudien
Title Supplement
Abstract
Abstract
Fragestellung: Bisher gibt es nur wenig aktimetrische Langzeitstudien mit hohen Fallzahlen zur indirekten Erfassung des Schlaf-Wach-Rhythmus und individueller Schlafparameter. Auch wenn die Validität von modernen Fitness-Trackern als aktimetrisches Diagnoseinstrument umstritten ist, scheinen diese eine vielversprechende, kostengünstige und zeiteffiziente Möglichkeit zu sein, mit relativ geringem Aufwand ergänzende Daten im Bereich der Schlaf- und Aktivitätsanalyse für Langzeitbeobachtungen zu erfassen. Im Rahmen des von BMBF geförderten Verbund-Forschungsprojekts ""ILIGHTS"" zur Untersuchung physiologischer und kognitiver Effekte in dynamischen Beleuchtungssituationen bei Schichtarbeitern unter Realbedingungen, wurde unter anderem auch der Nutzen und die Eignung von Fitness-Trackern in der schlafmedizinischen Forschung bei Langzeitstudien untersucht. Patienten und Methoden: An der Studie nahmen insgesamt 79 Schichtarbeitende (74♂ und 5♀) im Alter (34,5 ± 9) von 18 bis 59 Jahren teil, die zwischen Oktober 2017 und März 2018 über 5 jeweils vierwöchige Beleuchtungssituationen (BL, L1, L2, L3, L4) sowohl während der Arbeit im Zweischichtbetrieb als auch in ihrer Freizeit den Fitness-Tracker ""Vivosmart HR+"" der Firma Garmin trugen und dessen Daten zur Erfassung der Aktivitäts- und Schlafdaten (Einschlaf-, Aufstehzeit, Schlafdauer, Leicht- und Tiefschlafphase, Schrittanzahl), regelmäßig synchronisierten. Die ""Vivosmart HR+"" wurde vorab bezüglich der Schlafphasen mit der ""SOMNOwatch plus"" der Firma SOMNOmedics validiert. Für die Studienteilnahme wurde den Teilnehmern der Tracker als Vergütung versprochen. Ergebnisse: Im Verlauf der Studie sank die Anzahl der synchronisierten Tracker von 70 in der Baselinemessung (BL), auf 60 synchronisierte Tracker in Lichtsituation L1, 53 in L2, 40 in L3, bis auf 37 Synchronisationen in L4. Dementsprechend ging auch die absolute Anzahl der Synchronisationen zurück. Aber auch bei den Probanden, die noch regelmäßig synchronisierten, sank die durchschnittliche Synchronisationshäufigkeit während der Versuchsphasen im Vergleich zur BL von 8,8 ± 3,85 Synchronisationen pro Person innerhalb von 4 Wochen, auf einen relativ konstanten Durchschnitt von knapp 7 ± 3,5 Synchronisationen im weiteren Verlauf ab. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse hinsichtlich der Nutzung der kommerziellen Fitness-Tracker lassen an deren Eignung für Langzeitstudien zweifeln. Trotz regelmäßiger Synchronisationserinnerung durch Informationsflyer und angebotene Unterstützung in jeder Messphase, zeigte sich im Verlauf eine stark abnehmende Compliance bei den Teilnehmenden. Das regelmäßige aufladen des Akkus und die notwendige häufige Synchronisation scheinen hierfür wesentliche Faktoren zu sein. Ein weiteres Manko der Tracker ist der fehlende Zugriff auf die Rohdaten der Schlafzyklenberechnung wie Bewegung und Herzfrequenz.
Author(s)
Rodenbeck, Andrea
Krankenhaus Porz am Rhein, Köln; Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende; St. Hedwig- Krankenhaus, Charité Berlin; Studienzentrum Wilhelmshöhe, Kassel