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1988
Journal Article
Titel
Die gesellschaftliche Konstruktion einer neuen Technik (II). Legitimationsstrategien zur Durchsetzung der bemannten Raumfahrt als Beispiel
Abstract
Eine von Regierung und Rüstungsindustrie stimulierte Aufbruchstimmung im Bereich der bemannten Raumfahrt, gestützt von den ESA-Beschlüssen vom November 1987, drängt die BRD zur Beteiligung. Während sich die unbemannte Raumfahrt wissenschaftlich, wirtschaftlich und politisch rechtfertigt, ist die Zweckdienlichkeit der bemannten Raumfahrt nicht erwiesen. Utopisch-emotionale Argumente, die Motivation und Engagement stimulieren, bleiben hinter gesellschaftspolitischen Aspekten zurück. Im Bereich der Wissenschaft läßt sich die hohe Priorität des Raumfahrtprogrammes nicht stützen, da Experimente im Raumlabor mit hohen Kosten, geringer Experimentdauer und unsauberer Umgebung weder Anforderungen, noch Kostenwirksamkeit wissenschaftlicher Großprojekte erreicht, weshalb die Industrie auch nur wenig Interesse aufbringt. Volkswirtschaftlich gesehen ist die Raumfahrtforschung nur im geringen Maße bedeutend und Investitionen bewirken nur eine geringe Beschäftigungszunahme. Zudem ist die Ausbeute an technischen Erfindungen für kommerzielle Anwendungen bescheiden. Politisch betrachtet hat das Programm lediglich sicherheitspolitischen Belang (Euro-SDI etc.), wobei die militärische Nutzung ebenfalls gering ist (Wartung). Somit ist die volkswirtschaftlich-politische und wissenschaftliche Begründung des Programmes zweifelhaft, zumal bedeutendere Probleme zu lösen sind (steigende Schlüsselpreise, Umweltpolitik).