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2002
Doctoral Thesis
Titel
Ein Verfahren für die reaktive Auftragskoordination in Produktionsnetzen der Halbleiterindustrie
Abstract
Aus wirtschaftlichen Gründen spezialisieren sich Unternehmen zunehmend auf einzelne Produktionsprozesse und kooperieren mit anderen Unternehmen zur Herstellung von Endprodukten. In der Halbleiterindustrie führt dieser Trend durch die Möglichkeit zur klaren Trennung in Produktionsstufen mit stark unterschiedlichen Anforderungen an Kapitalbedarf, Personal und Technologie zur Herausbildung von Produktionsnetzen mit weltweiten Lieferbeziehungen. Die pünktliche und wirtschaftliche Abwicklung eingeplanter Aufträge in Produktionsnetzen der Halbleiterindustrie kann aufgrund häufig auftretender Störungen oftmals nur unzureichend sichergestellt werden. Die Auftragskoordination, eine Querschnittsaufgabe der Produktionsplanung und -steuerung (PPS), liefert mit ihren reaktiven Teilaufgaben, Auftragsüberwachung und Auftragssteuerung das zentrale Instrument zur Vermeidung möglicher Störungsfolgen, wie z. B. erhöhte Produktionskosten und verringerte logistische Leistungsfähigkeit des Produktionsnetzes. In der vorliegenden Arbeit wird die Konzeption und Entwicklung eines Verfahrens zur optimierten und automatisierten Ausführung der reaktiven Auftragskoordination in wandelbaren Produktionsnetzen der Halbleiterindustrie dargestellt. Der in dem verteilten Multiagentenverfahren eingesetzte, verhandlungsbasierte Koordinationsmechanismus berücksichtigt die Eigenständigkeit der beteiligten Netzpartner. Die Auftragsentstörung erfolgt durch bilaterale Verhandlungen, die von den störungsverursachenden Partner ausgehen und von diesen mit dem jeweils direkt betroffenen Knoten geführt werden. Das Ergebnis einer bilateralen Verhandlung besteht in der kooperativen Anpassung der zwischen den Partnern vereinbarten Leistungserbringung, die durch Produkt, Preis, Menge, Liefertermin und Qualität bestimmt ist. Die Optimierung der Verhandlungsergebnisse erfolgt unter Verwendung des hybriden evolutionären Lernverfahrens der Classifier-Systeme, mit deren Hilfe die Agenten zudem ihre Verhandlungsstrategien permanent an die dynamische Umgebung des wandelbaren Produktionsnetzes adaptieren. Der Einsatz des Verfahrens verhindert wirksam die Ausbreitung von Auftragsstörungen über ein Produktionsnetz, erhöht damit die Liefertermintreue und senkt die Störungskosten der einzelnen Partner und des gesamten Produktionsnetzes.
ThesisNote
Zugl.: Stuttgart, Univ., Diss., 2001