Options
2014
Journal Article
Titel
Die Bedeutung des rechten Inselkortex für erlebte Fatigue bei Multipler Sklerose
Abstract
Fatigue ist eine häufige Begleiterscheinung der Multiplen Sklerose, ihre pathophysiologischen Grundlagen und neuroanatomischen Korrelate sind bis heute weitgehend ungeklärt. Funktionelle Bildgebungsstudien zeigen, dass bei gesunden Menschen nach Infektion der rechte Inselkortex eine wesentliche Rolle für das Erleben eines Sickness behaviours spielt, welches phänomenologisch durch eine Verwandtschaft mit der Fatigue gekennzeichnet ist. In unserer Studie untersuchten wir erst 49 schubförmige MS Patienten und 10 Kontrollpersonen und dann nochmals 47 MS Patienten mithilfe einer automatisierten Bestimmung der Kortexdicke (NeuroQLab, Fraunhofer-Mevis). In beiden Untersuchungen, die von unabhängigen Auswertern und mit unterschiedlichen Fatigueskalen durchgeführt wurden, zeigte sich regressionsanalytisch bei Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Dauer der Erkrankung, EDSS Wert und Depressivität, dass die Dicke des Inselkortex relevant für das Fatigueerleben ist. Hohe Atrophie im Bereich des Inselkortex bedeutete dabei niedrige Fatigue, geringe Atrophie hohe Fatigue, was mit den Ergebnissen der funktionellen Bildgebung übereinstimmt. Wir folgern daraus, dass das Erleben von Fatigue gekoppelt ist an die Aktivierung eines emotionalen Netzwerks, welches zumindest den Hypothalamus und den Inselkortex umfasst. Zudem ist die einfache Korrelation zwischen höherer Hirnatrophie und höherer Fatigue, wie sie zumeist paradigmatisch behauptet und gesucht wird, in dieser Einfachheit vermutlich nicht aufrechtzuerhalten.